M - Der Mini PC oder: in Shanghai braucht man etwas mehr Zeit...

05Okt2015

Die kleine Geschichte übers Wasser hat uns ja schon gut unterhalten, aber keiner von uns dachte, das das kaufen eines kleinen PC's nahezu den gleichen Unterhaltungsfaktor haben kann.

Das stand heute Nachmittag auf dem Plan. Die Ausführung ging schon im Ansatz daneben, da ich gleich mal Xintiandi mit Xujiahui verwechselt habe. Geht ja auch beides mit X los... Kann ja mal passieren. Halt das beste draus gemacht und in einem von den Touristenrestaurants gar nicht mal so gut gegessen. :-/

Dann aber auf nach Xujiahui in die Metro City. Irgendwie hatte ich mir das Ganze wie nen großen Mediamarkt vorgestellt. War es nicht. Ist es nicht mal ansatzweise. Ist ganz was anderes. :-)

  
So sieht der Eingang von Metro City aus. Auf 8 Etagen gibt es alles, wirklich alles was einen Stecker hat, leuchtet, blinkt und Männern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das Problem ist ein anderes, es gibt keine Regale, kein System, keinen der weiß was der andere macht. Also auf zu jedem stand einzeln - "U have very small PC?" - die Trefferquote hier jemanden zu finden der englisch spricht ist deutlich höher als bei allen anderen Sachen, die wir so bisher hinter uns haben. Trotzdem suchen wir lange...

Am 5. Stand antwortet auf meine Frage hin ein junger sympathischer Chinese: "yes, what you need more?" Und hat tatsächlich nen kleinen Leonovo Mini PC da stehen. Sein Englisch reicht zwar nicht zum sprechen aber zum verstehen und unser chinesisch (Lang- Danke für das pauken der Zahlen) reicht ein bisschen um die Kabellängen abzuklären. - wu Meter / 5 Meter. :-D

Nachdem ich deutliches Interesse bekundet habe, dass ich das ganze Zeug tatsächlich kaufen möchte führt er uns in ein Separee. Dort wird dann verhandelt - noch 2GB RAM rein? Kabel 1,5 Meter statt 1 Meter. Jede Kleinigkeit wird zusammengerechnet und auf Chinesisch / englisch mit Händen und Füßen erklärt. 

Nebenbei bei Amazon gecheckt, mehr als 2900 sollten es nicht sein. - duoshao qian? Frage ich. Was kostet alles? 3680¥. Aha. "Your Price?" 2500¥ tippe ich in den 20 Jahre alten Casio Taschenrechner. Verhaltenes Zitronengesicht bei meinem Gegenüber. 3160¥ tippt er. "Good Price". Hm. 2800¥ tippe ich. Er streicht den größeren RAM durch. Ich schüttele den Kopf. "Ask Boss" sagt er und verschwindet. Während ich versuche Parallelen zwischen türkischer und chinesischer Handelskunst zu entwickeln taucht er wieder auf und verkündet. "Yes" 2800¥. Toll.

Wir müssen zahlen. Mit Kreditkarte. Nix China Karte. Deutsche Kreditkarte. Nein auch nix USA. Deutsch. Cash? Hm. Sie nimmt das Telefon. So lief es dann an der Kasse, die für alle einzelläden trotzdem zentral benutzt wird. Nach 10 Minuten Telefonat konnten wir die deutsche Karte benutzen. Warum hat das gestern nicht beim Radiator geklappt? Who Knows...

Spätestens jetzt hätten wir in Deutschland alles im Wagen gehabt und wären heimgefahren. (Nach gerade mal 45 Minuten.) nicht so hier. Unser Verkäufer schiebt uns aus der Metro City und wirft uns noch einen W-Lan Stick und USB Lautsprecher kostenlos zu. Mist ich hab schlecht verhandelt. :-)

   
Dann geht's durch eine Seitengasse mit ihm ins Nachbarhaus.

 
4. Stock durch verschiedene Türen. Langsam wird uns etwas mulmig. Wir haben nur einen W-Lan Stick, USB Lautsprecher. Einen Zettel und laufen dem Chinesen durch dunkle Gänge hinterher. Ob wir hier wieder rauskommen?
  
Da kamen wir dann raus. Im Ausus Support Center. Wir nehmen Platz und aller 5 Minuten bringt irgendwer ein Kabel oder Tastatur und Maus oder den extra Ram. Dann warten wir... Knapp 2h. Denn wir sind noch nicht dran. Erst der ältere Herr mit dem vergessenen Passwort. Dann der Herr mit dem Laptop, dessen Frau neben uns sitzt und ihr Kind gleich mit auf A schlafen legt. Dann endlich packt er unsere Schachtel aus. "RAM? YingWen?" Ja, bitte RAM einbauen und alles auf Englisch umstellen. Dui - richtig. Jetzt sammeln sich 5 Chinesen um den kleinen Rechner. O... Großes Staunen. Schließlich haben sich gerade alle mindestens nen Midi Tower einpacken lassen. Da kann der kleine schon Eindruck schinden.

Die Laptopfamilie macht mittlerweile Abendbrot. Die Oma hat Nudelsuppe geholt und neben uns wird kräftig geschlürft. Der kleine Rechner wird immer noch eingerichtet. Ich wusste nich, dass eine Neuinstallation für Wechsel von chinesisch auf englisch notwendig ist. Wieder was Neues gelernt.

Ahhh fertig. Jetzt aber heim. Das ganze hat nur 3 Stunden gedauert. In China brauch man halt etwas mehr Zeit. ;)

   
Das ist die Ausbeute unserer Elektronik Jagt.

 
Und das haben wir uns dann statt der Nudelsuppe gegönnt. Auf dem Heimweg dann auch gleich etwas entdeckt, was wir schon oft gelesen haben. Neben uns stiefelt ein Chinese im Schlafanzug vorbei. Das sind schon irgendwie besondere Momente. Wir freuen uns auf die nächsten...