M - der Erste Tango im Paris des Ostens

23Okt2015

Es ist endlich so weit. Nach knapp über zwei Wochen in Sahnghai und 4 Monaten ohne Tango haben wir wieder einen getanzt... Aber fangen wir von vorn an. :-)

Als wir heute Abend zuhause ankamen waren wir schon voller Vorfreude und Spannung auf die Tangoschule, die wir heute besuchen wollen.  Als wir uns dann in der Wohnung umschauten waren wir etwas ernüchtert. Heute ist Ayi Tag. Die Mädels waren aber nicht da... Der erste Gedanke: Kaum ist man zwei Wochen hier, fangen alle das Schlampern an. Naja, dann machen wir am Wochenende halt selbst sauber und fragen mal beim Vermieter nach, was denn da los ist. Kurz noch was essen, dann auf der Couch noch 20 Minuten entspannen, bevor es zum Tango geht.

Die Entspannung hat kaum begonnen, da klopft es. "Ayi-Ayi" - Ich hab ein Dejavu. Nur das es diesmal 21 Uhr ist als die Mädels in unsere Wohnung einfallen und loswirbeln. Sie haben auch (schon wieder) Hotelpantoffeln mitgebracht. Also falls ihr mal vorbeikommen wollt, wir können aktuell für 12 Leute Hausschuhe anbieten. Und es werden jede Woche 2 Paar mehr..

Wie gehabt, bevor wir den Ayi´s im Weg rumstehen, machen wir halt gleich los zum Tango. Vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir etwas eher da sind. Die Chefin wollte ja noch mit uns sprechen. Bye Bye in die Wohnung gerufen und ab in Richtung U-Bahn.

Dabei das draussen vor der Tür gesehen:

 
Nen weißen Beetle... Irgendwie hätte ich Lust jetzt mit dem statt der U-Bahn zu fahren. Vor allem weil es 8km bis dahin sind und nach 22:30 die U-Bahn nicht mehr fährt. Naja, erstmal hinkommen. Zurück sehen wir dann schon...

Dann ein paar Stationen mit der U-Bahn und in Laoximen raus. Wir waren hier denke ich schonmal, aber es sieht wieder alles anders aus. Dann auf die Suche machen nach der Strasse und der Hausnummer. nach wenigen Minuten stehen wir in einem dunklen Hinterhof. Hey, es ist Tango, hier muss es sein. :-)

Wir gehen in ein Haus, was uns stark an unseren Computerkauf erinnert. Nach etwas Recherche im Internet bekommen wir raus: Aha, 6. Stock. Ab in den (etwas abgeranzten) Fahrstuhl. BING - 6. Stock. Kahle Gänge, wir sehen links und rechts je eine Wohnungstür. Gegengeprüft im Internet:603 - Hm... Das ist definitiv eine Wohnungstür. Naja was solls - klingeln wir mal. Und das war dahinter:

 
Ein Tanzkurs...


Und im Nachgang eine Milonga...

Das hätte man hinter der Tür nicht erwartet. Wir werden freundlich begrüsst, man sagt uns gleich ist Milonga, und die Chefin kommt gegen 23 Uhr. OK, erstmal schnuppern. Alles Asiaten, ausser zwei (später erfahren wir, das es beides Lehrer aus Buenos Aires sind). Erklärungen auf chinesisch, aber auch auf englisch. Wir lassen uns nieder und schauen der Stunde zu. Alle haben die enge Umarmung echt drauf und das Führen erscheint auch sehr ausgeprägt zu sein. Das oder eins drunter könnte unser Niveau sein.   Während des Kurses wird ständig der Partner  getauscht, es wirkt sehr flüssig. In der Musikalität können wir uns noch eine Scheibe abschneiden. Die Figuren sind uns fast alle bekannt aber wir können Sie nicht so gut umsetzen. Uns fällt auf, dass das gemittelte Alter deutlich unter dem auf klassischen Milongas  in Coburg und Umgebung ist. Es ist alles eher so wie in Leipzig. Uns fällt auch noch auf, das die ein oder andere Tänzerin mit ihrer Rocklänge auch deutlich unter dem europäischem Schnitt liegt :-), und es keine Paare zu geben scheint.

Dann beginnt die Milonga. Die Frauen verschwinden um dann in Kleidern wieder zu erscheinen. Klassischer Tango kommt aus den Lautsprechern, die Männer fordern auf, tanzen vier (nicht wie bei uns drei) Tangos und geleiten dann die Dame wieder an ihren Platz. Hat schon was. Wir legen auch ein bisschen los. Zu lange kein Training mehr, der letzte Tango vor 4 Monaten auf unserer Hochzeit. Es fühlt sich grausam an. Aber wir kommen rein. Es wird besser mit jedem Tango. Zwischendrin holen wir uns ein Wasser (3 Euro), Essen von den bereitgestellten Keksen und lernen eine Australierin, einen Schweizer und noch einen Chinesen kennen, die später dazukommen. Die Chefin (eine Taiwanerin) taucht 23:10 auf und es gibt ein riesiges  Hallo. Die Gemeinschaft wirkt sehr vertraut. Wir gehen mit Ihr ins Gespräch und werden zum Schnuppern in den fortgeschrittenen Kurs morgen Mittag und den Technikkurs danach eingeladen um rauszufinden, wo wir am besten einsteigen. Wir tanzen noch ein zwei Tangos, dann gehts gegen 0:00 nach Hause. Anders als In Coburg müssen wir uns trotzdem gut überlegen wieviel wir tanzen wollen. Die Milonga kostet 7 Euro, ein Kurs 15-30 Euro pro Person. Alternativ gibt es eine Jahresflatrate für schlappe 1500 Euro pro Person. Aber eins ist klar: Bei dem was wir heute gesehen haben, können wir hier noch einiges lernen.

Nächste Woche ist dann hier auch eine Halloween Milonga. Alle wurden aufgefordert, sich ein entsprechendes Kostüm zu basteln. Brauchen wir nicht, wir gehen als LaoWei... :-)

Das Heimkommen gestaltet sich einfacher als gedacht. An der Ecke an der wir aus dem Gebäude kommen fahren innerhalb von wenigen Minuten mehrere freie Taxen vorbei. Wir schnappen uns eins und sagen unseren (in den letzten Tagen ständig geübten) Satz auf. Der Taxifahrer braucht zwar zwei Anläufe aber dann fährt er los. Und dann fragt viel zu früh nach, ob wir hier da sind. Zum Glück kennen wir mittlerweile Stop und geradeaus weiter. Damit lotsen wir Ihn fast bis unsere Haustür. Läuft. :-)

Auf dem Heimweg fällt uns dann etwas auf. Um genau zu sein bemerken wir etwas was uns tagsüber nicht aufgefallen ist. Plötzlich sind überall Baustellen. Dann verstehen wir es. Da tagsüber in ganz Shanghai ein riesen Verkehrschaos herrscht werden die Strassen nachts in Stand gesetzt. Ganz schön schlau die Chinesen. :-)

Das Taxameter springt auf 30RMB - aus dem Radio tönt plötzlich klassische Musik. Ich frag mich, was wir bekommen, wenn wir 50 RMB erreichen. Vielleicht ein Glas Sekt? Schaffen wir aber nicht mehr. Bei 38 RMB (5,50€) sind wir wieder Zuhause. Ein Toller Abend. Ich freu mich schon auf den Kurs morgen.

Gute Nacht und viele Grüsse an die Germans...