A&M - Aus dem chinesischen Nähkäst-"qian"

15Feb2017

Man könnte es auch als Geschichten von Chinesen über Geld (qian, gesprochen: Tschiän) nennen.

Aber das wichtigste zuerst: Meine Lunge ist wieder rundherum gesund. Leider war mein Immunsystem diese Woche nicht stark genug, um die Coburger Bakterien und Viren auch auf Abstand zu halten. :-) Naja, auch das geht vorbei.

A hat mir wiedermal ein paar Geschichten erzählt, die ihre Kollegen am Mittagstisch besprochen haben und die sich eigentlich um ihre Kinder drehen. Und irgendwie doch ums Geld.

Mal ganz abgesehen davon, das es eh schon gelebte Statusunterschiede von Shanghainesen (also in Shanghai geboren) zu Zugewanderten oder Vorstadtbewohnern gibt, hilft das System nicht gerade dieses aufzulösen.

Es gibt Regularien, die auf den Bildungsweg der Kids unsere Kollegen Einfluss nehmen, da kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus.

Erstens dürfen die Kinder nur in dem District zur Schule, in den Kindergarten oder ins Krankenhaus gehen, indem wohnen bzw. ein Appartement besitzen. Wenn eine Familie vom "Land" zum arbeiten kommt, dann bekommen die Kinder nur einen Ausbildungsplatz hier, wenn die Eltern auch hier ein Appartment haben. Erst letztes Jahr hat uns eine Kollegin verlassen, da sie ein Apartment Nähe Bejing Besitz und deswegen nur da ein Platz in der Schule für ihre Tochter bereitgestellt wurde.

Das erklärt auch, warum alle versuchen hier eine Wohnung zu kaufen. Und natürlich werden die Schulen immer besser (und teurer) je weiter man nach Shanghai reinkommt. 

Nur um euch das kurz zu erläutern: Ziel für einen Mann ist es einer Frau einen 10.000 Euro Ring an den Finger zu stecken, dann eine Wohnung in Shanghai für mindestens 700.000 Euro zu kaufen um dann eine Riesen Hochzeit zu feiern, auf der man alleine für die Glücksbringenen Zigaretten 1.000 Euro ausgibt, um dann ein Kind zu bekommen, das in Shanghai auf eine Elitäre Schule für 15.000 Euro im Jahr gehen kann. Das dieses Ziel hier nur schwer zu erreichen ist, erschien mir irgendwie logisch. Allein der Verlobungsring Frist fasst ein Jahresgehalt eines gut bezahlten Angestellten. 

Hat man das alles nicht, ermöglicht man seinen Kindern nicht die beste Ausbildung. In den Erzählungen kann man den Druck regelrecht spüren, der auf diesen Familien lastet.

Mittlerweile gibt es Kindergärten die schon mit der Ausbildung der Kinder beginnen. Englisch, Mathe, usw. Um da hinzukommen braucht man Geld, die besagte Wohnung und Eltern, sowie Kind müssen eine Aufnahmeprüfubg bestehen. Für die Eltern ist es mehr ein durchleuchten vom Arbeitgeber, Gehalt und Position. Für die Kinder ist es selbständig essen, aufs Klo gehen und sprechen. Aus unserer Perspektive äußertest krass.
Apropos Kinder: Die allerherzlichsten Glückwünsche nach Leipzig und nach Schanghai. Zwei befreundete Pärchen von uns haben ihre Familie in den letzen Tagen mit je einem kleinem Mädel bereichert. Wir wünschen auch das beste, und das ihr und die kleinen immer alle Aufnahmeprüfungen besteht. :-)

So bisschen ist der Antrieb in diese elitären Kindergärten zu kommen aber auch von etwas ganz anderen getrieben. Neben der Ausbildung und der glorreichen Zukunft haben auch viele nicht so elitäre Einrichtungen den Ruf sehr schlecht mit den Kindern umzugehen. Es wird teilweise bis hin zu Schlägen als Erziehungsmittel gemunkelt. 

Dann doch lieber den Schwiegereltern nen Zugticket bezahlen, sie in der eh schon zu kleinen Wohnung mit einziehen lassen und die mal machen lassen. Das ist immer noch der häufigste Fall. Und sicherlich auch der günstigste. Wenn dann auch ohne Abschluss in English und Mathe im Alter von 2,5 Jahren. Aber Oma und Opa freuen sich.

Und was macht der Nachwuchs dann eigentlich wenn er durch Kindergarten und Schule durch ist? 

Auch da hat A ein paar Infos übers Uni-Leben ausgegraben, die ich euch später mal berichte. 

Nur soviel vornweg: Einer unserer Kollegen war einer von über 25.000 Bewerbern für eine Uni. Es wurden 200 genommen. Und hier gibt es neben reichen Eltern noch eine möglich Eintrittskarte: Extrem gute Noten. Am besten beides.