M - acht Grad und Sonnenschein

25Jan2016

Das klingt doch wirklich gut… leider hab ich wohl das Minus übersehen. 

Wir hatten am Wochenende ja Schnee und wir haben den wohl kältesten Winter seit 30 Jahren in Shanghai.

In Deutschland würde uns jetzt wieder jeder erzählen, dass man ja hier nix von globaler Erwärmung spürt. Leider weiss ich nicht, ob die Chinesen das auch so ausdrücken oder nur sagen: tai leng le. Das heißt so viel wie schei.. ist das Saukalt.

Schon unser Samstag war ja von einem frischen Start in den Tag mit Schnee geprägt und unglücklicherweise hat sich das im Büro fortgesetzt. Da wir an einem Sondertag gearbeitet haben war der Wärmetauscher nicht an, was bedeutet, dass es über den Tag da drin echt kalt wurde. Das war sehr positiv für die Kommunikation. Zwei drei Leute hatten nämlich einen kleinen Heizlüfter mit und da sammelten sich dann immer alle, um ihre Füße wieder aufzutauen.

Wirklich warm war es dann abends zu Jahres Abschluss Party. Nahezu alle Firmen hier feiern kurz vor dem chinesischen Neujahr diese Art der Partys, mit tänzerischen oder schauspielerischen Darbietungen der Angestellten, einem Jahresrückblich, einer Vorausschau, leckerem Essen und einer Lotterie. Das muss man einfach mal erlebt haben. Fast 1000 Leute saßen in einem Raum, es wurde gelacht, geredet, aufs neue Jahr angestoßen und es wurde gewonnen. Und das ziemlich viel. Ich tipp mal drauf das die Gewinnchance ca. bei 25-30% lag. Das ging vom Standmixer, über Massagegutscheine bis hin zu 2 Wochen Reisen nach Bali. Wow. Letzteres wurde natürlich nur zweimal verlost.

Auch hier ließ sich dann aber wieder ein Verhalten bestaunen, was wir schon öfter bei Veranstaltungen mit unseren chinesischen Kollegen festgestellt haben. Nach der verlosten Reise nach Bali (also gegen 20 Uhr nach dem Essen) wurde es kurz lauter und als ich wieder hochschaue waren alle weg. Es ist ein bisschen wie eine Hundepfeife. Du hörst es nicht, aber im nächsten Moment stehen alle Chinesen auf und verschwinden.

Natürlich haben viele noch einen weiten Weg vor sich um heimzukommen. Andere warten nur drauf, das sie nicht noch die Reise gewinnen, bevor Sie schnellstmöglich nach Hause zu Ihrer Familie wollen. Wieder andere nutzen auch den Kulturellen Aspekt und wollen dem Gastgeber nicht so lange zur Last fallen. Vielleicht ist es auch etwas von allem. Fakt ist: 20:03 waren wir nur noch Expats und das obere Management. Interessant.

Durch den Arbeitstag im Vorfeld haben wir das aber auch nicht weiter ausgedehnt. Also ab heim, aus dem Hotel raus und … Aua… Hui das beisst. Was ist… oh, -9 Grad und Wind. Das ist ja fast wie Harbin. Eigentlich fühlt es sich sogar schlimmer an. Jetzt wissen wir, das uns in Harbin wohl der Umstand gerettet hat, das es keinen Wind gab. Glück gehabt.

Die Nacht geht das Thermometer dann runter auf -12. Mitten in der Nacht wach ich auf, weil es bisschen an den Wangen zwickt. Mein Atem kondensiert. Was ist denn hier los. Dann müssen wir wohl tatsächlich mal die Heizung und die Klimaanlage über Nacht laufen lassen. Die Heizdecke haben wir auch noch mit zugeschalten. Dann ging es gerade so. Hoffentlich wird es bald wieder besser.

Am nächsten Tag dann ans Fenster getreten und ausgeschaut. Sieht toll aus. Sonnenschein, blauer Himmel, nur die Bäume und Sträucher biegen sich ziemlich stark. Es scheint noch windiger zu sein. Dann schau ich an unseren Fensterrahmen. Ist das Eis? Wow… Die Luftfeuchtigkeit unserer Wohnung ist an den Aluprofilen der Fenster innen kondensiert und hat sich in 4mm dickes Eis verwandelt. Ein blick aus Thermometer verrät: Wir haben 12 Grad in unser Wohnstube. Und wir schaffen es mit Heizkörpern und Klimaanlage dann später auch nur noch auf 18-19 Grad. Das fühlt sich aber überraschend warm an im Vergleich zu draußen.

Viele andere Expats hat es aber deutlich schlechter erwischt. Freunde von uns haben nur 12 Grad unter voller Heizleistung. Teilweise sind die Wasserleitungen eingefroren und einige haben daher kein fließend Wasser mehr. Auch kein Warmes. Naja duschen wird eh überbewertet. Es zeigt sich mal wieder, dass wir echt einen guten Compound erwischt haben. Hier kann zwar keiner Englisch, aber der rest scheint zu funktionieren. J

Es soll jetzt aber auch schon wieder aufwärts gehen. Die Nacht nochmal an die -6 ran. Dann immer höher ins Plus. Das sollten dann unsere Wasserleitungen und die Klimatisierung unseres Appartements auch überstehen. An die Stromrechnung denke ich aber  erstmal noch nicht. Ich schau lieber noch bissel aus dem Bus und genieß die 8 Grad, den blauen Himmel und den Sonnenschein. Von hier aus betrachtet sieht das nämlich echt toll aus, während mir die Busheizung 25 Grad warme Luft um die Nase bläst.