M -  tragisches Shanghai durch die rosa Brille

26März2016

Das Wochendene ist schon fast wieder rum und wir freuen uns auf die Zeitrückumstellung in Deutschland wie früher auf den Osterhasen. Endlich wieder eine Stunde mehr in der wir noch wach und die Deutschen schon wach sind. :-)

Das Wochenende ging diesmal bei uns schon etwas verquer los. Wir wollten zu viert zum Réunion. Das ist ein Restaurant, wohin sollten wir auch sonst wollen? Dort angekommen hat sich dann das befreundete Pärchen mit dem wir verabredet waren erstmal für den Abend abgesagt. Schade aber da wir schonmal da sind, probieren wir das Restaurant trotzdem aus. Es ist hochpreisig. Die Gerichte sind gut, aber für die Qualität zu teuer. So lautet das Urteil vor dem Nachtisch. Nach dem Nachtisch (bei dem verwirrenderweise im Hintergrund die deutsche Version von Dschinges Kahn läuft) ist das Restaurant toll. Wir werden mal wieder herkommen. Aber vermutlich nur für den Nachtisch. Der Cheesecake und der Applecrumble sind einfach der HAMMER:

 

Aber genug vom Essen. Der Samstag sollte auch ohne kulinarische Köstlichkeiten gelingen. Deswegen haben wir gleich mal einen Mc Donalds eingeschoben, immer schön auf dem Boden bleiben :-). 

Der Plan sah vor am Samstag endlich einen Haken hinter einen kulturellen Punkt in Shanghai zu machen. A hat es geschafft im Internet Karten für das Shanghai Bund Musical zu ergattern. Das hat sie am Freitag gemacht.   Am Samstag Mittag klopft es bei uns am der Tür. Steht einer mit den Karten und einem EC Karten-Lesegerät da. Läuft...

Da es dann noch etwas Zeit bis zum Start des Musicals ist, machen wir uns auf den Weg noch einen Punkt auf unserer Shanghai ToDo Liste anzugehen. Auf zur Shanghai Railway Station. Auf zum Shanghai Glasses Center.

Wir kennen schon, dass es hier ähnlich wie in Vietnam, wohl auch günstige Brillen gibt, deren Design meist von den großen Designern "angeliehen" ist. In Vietnam stand es dann auch gleich drauf, von wem das Design "geliehen" wurde. :-) Hier steht es nicht drauf, aber das ist nicht das einzige was wir interessant finden. Insgesamt ist das "Shanghai Glasses Center" so groß wie eine durchnittliche Mall (Fläche: 3-4 Fussballfelder, 4 Stockwerke hoch). Der Unterschied zu "normalen" Malls ist - es sind nur Optiker. Über 100 kleine Geschäfte mit Brillen. Da drin ist noch nicht mal Platz für einen Mc Donalds, aber wer eine Brille sucht, sollte hier fündig werden. Sofern die Auswahl ihn nicht erschlägt.

Wir sind gleich in den Erstbesten rein. Nach welchen Kriterien sollten wir auch einen der Optiker auswählen. Alle stehen draußen und erzählen was von "good Quality and cheap Price". Der Verkäufer spricht ausreichend Englisch und los geht die Jagt. A findet insgesamt vier Brillengestelle, die ihr zusagen würden. Zwei "normale" und zwei etwas äuffälligere. Was eine Brille kostet wollen wir wissen. Er macht seine Tabellen auf. Das Gestell 100RMB. Bei den Glässern sollen es die schmalen und nicht die "fetten Linsen" sein. In der Tabelle steht 418 RMB das Paar. Ok, dann kostet also eine Brille knapp 600RMB, 83 Euro, geht... Er tippt im Taschenrechner rum. Kommt auf 300 RMB. Knapp 40 Euro? Cool.

Er erklärt uns das wir auch noch ein oder zwei mehr nehmen können. Ist gar nicht teuer und A muss sich nicht schwierig entscheiden zwischen ihren vier Modelen. Naja, was kostet denn eine Zweite dazu? Ah Ok, beide zusammen 550 RMB, 70 Euro. Na komm, dann nehmen wir eine Normale und eine ausgefallene. Und wenns gut ist kommen wir wieder. Er freut sich und nickt. Da fällt mir wieder auf, wir hätten weiter verhandeln sollen. Wir gewöhnen uns da wohl nie dran.

Er macht die Bestellung fertig, wir zahlen an. Im Hintergrund fängt eine Maschine an irgendwas zu fräsen. Er schaut auf die Uhr. "Kommt in 20 Minuten wieder, dann ist alles fertig." Was? OK. Das reicht nur für Mc Donalds. (Wie schon erwähnt.) 22 Minuten später stehen wir wieder da. Beide Brillen fertig. Die Gläser sehr gut eingepasst und nach A´s Test den ganzen gestrigen Tag super Linsen. Das bedeutet vermutlich jetzt,  dass die Brille als modisches Accessoire vom Luxus- zum Konsumgut gerutscht ist. Ich denke wir sind bald wieder da. Vielleicht auch mit Gästen. Zur Sicherheit hat er uns schonmal knapp 20 Visitenkarten "für unsere Freunde" mitgegeben.

Am Abend stehen wir dann aufpoliert, schick angezogen und A mit neuer Brille (der auffälligen) in der U-Bahn und sind auf dem Weg zum Jing an Tempel. Ich hatte ja irgendwie gedacht, dass das Musical am Bund ist. Schließlich heißt es ja "Shanghai Bund". Es ist aber am Jing an Tempel und spielt nur teilweise am Bund. Das Theater macht schon mal nen guten Eindruck. Was ich aber nicht erwartet hätte sind die sieben Reisebusse, die gerade vorfahren, und die Massen von Chinesen die aus ihnen ins Theater strömen. Im Internet stand: Nehmen Sie was zu essen und zu trinken mit. Haben wir. Der Chinese vor uns muss allerdings seine Getränke draußen lassen. Ich mach mich schon bereit das auch zu tun, aber bei uns sagt sie kein Wort. OK. Da haben wir als Westler einen Bonus. Wobei, bei knapp 100 Euro das Ticket in der dritten Preiskategorie von vorn, haben wir auch schon überlegt ob die englischsprachigen Ticketverkaufsseiten einfach noch bissel was draufschlagen hat. Vielleicht dürfen wir daher das Wasser mitnehmen.

    

Die Hütte ist total ausverkauft und wir sitzen ähnlich wie im Kino. Und wir haben  wirklich einen sehr guten Blick auf die Bühne und die Leinwände, auf denen die englische Übersetzung angezeigt wird. Es wird dunkel und geht los. Tolle Show. Tolle Tänzer. Dramatische Einlagen und Tragisches Ende. Ich glaube es gab bestimmt 20 Tote und ein alles überstrahlendes Liebespaar, was aber nicht zusammensein kann, oder darf oder möchte oder oder... Sehr tragisch, aber trotzdem sehr schön. 

Die Bilder sind Peppig...

  

...Romantisch...

  

Und tragisch mit vielen Sterbenden auf der Bühne während die Sänger klagen und schreien.

Die Geschichte ist einfach zu verdauen und man braucht auch keine Chinesischkenntnisse, wenn man schnell English lesen kann. :-) Für uns war es teilweise doppelt lustig, weil wir ja ein paar Brocken chinesisch können und einige Lieder diese sogar im Refrain verweden. Wenn wir auf Arbeit etwas nicht verstehen sagen wir "Wo Bu MingBai". Als im Musical sie nicht versteht, warum er sie verlässt (um dann wieder zurückzukehren, wenn Sie ihn verlassen will, bevor er erschossen wird) singt Sie "Bu MingBai". Witzig und sehr schön zugleich. Alles in allem ein wirklich tolles Erlebnis. Auch die Stimmen und die chinesischen Lieder sind nicht so Quietschig wie ich es befürchtet hatte. Wir können das nur bestens empfehlen.

 
Um den Abend dann nicht ganz so tragisch zu beenden entscheiden wir uns für das Kontraprogramm zum mittäglichen Mc Donalds. Wir essen Vegan beim Pure & Whole. Und das ist herausragend. Zwei Fruchtshakes, wo man die Vitamine regelrecht sehen und schmecken kann werden mit einer Thai Suppe und einem veganen Massaman Curry kombiniert. Total lecker, sehr gesund und es ging auch noch schnell. Hier werden wir vermutlich öfter mal ab jetzt bestellen. Vor allem haben wir für unser veganes Abendbrot gerade mal 200RBM zu zweit bezahlt. Dafür kannste hier noch nicht mal ne vegane Suppe selbst kochen. :-)

Und jetzt ist schon wieder Sonntag. Der Montag rückt näher und ich hab das dumpfe Gefühl, das ist wohl das tragischste an diesem Wochenende. Selbst die neue Brille kann nicht verschleiern, dass es morgen wieder auf Arbeit geht...