M - Shanghai Autoshow

23April2017

Alle zwei Jahre ist für die Automobilindustrie Ausnahmezustand in Shanghai. Die Shanghai Autoshow öffnet ihre Pforten und zeigt allen, was am Automobilmarkt in China gerade los ist. Und das ist ne ganze Menge. Für die, die nicht alles lesen wollen kurz zusammengefasst: Hier geht gerade der Punk ab. Es sieht so aus, als ob China die führende Region für Elektroautos wird.

Kein anderes Land hat für die folgenden Jahre das Ziel ausgegeben mit dem Flotten Durchschnittsverbrauch unter 4 Liter Sprit zu kommen. Die Früchte sieht man hier ganz deutlich. Teilweise Sind hier OEMs, die 2015 ein paar Ingenieure aus aller Welt zusammengekauft haben um 2018 ein komplett neues Elektroauto auf den Markt zu bringen. What? Wo europäische Lieferanten drei Jahre Entwicklungszeit für Komponenten brauchen, hauen die ein ganzes Auto zusammen. Das ist ähnlich dem, was gerade in USA passiert. Obs funktioniert? Wir werden sehen.

Für mich ist diese Autoshow die erste in China, und die Unterschiede zur IAA sind recht groß. Nicht bei den Shows der OEMs, wohl aber bei den Marken, und vor allem wenn man mal ein bisschen weiter hinten in die Katakomben vordringt.

Bei meinem Rundgang treff ich alte bekannte, es wird viel deutsch gesprochen. Lieferanten und OEMs... Ja wir Deutschen sind überall präsent. Nachdem ich dann mal nach hinten durchtrete kommt man in eine andere Welt. Kleine Stände, ein schlecht ausgedrucktes Poster, ein chinesischer Name und ein englischer darunter, der irgendwie nach nem westlichen mit Rechtschreibfehler klingt. Auf den Tischen stehen Komponenten, die genau so aussehen, wie die, die ich gerade bei nem deutschen Lieferanten gesehen habe. Kopie! Krass. Dahinter sitzen zwei Chinesen, bemerken mich gar nicht und daddeln auf ihrem Handy im WeChat rum.

Ich hab das Gefühl, am Vertrieb haben sie noch Optimierungspotential. :-)

Bei den OEMs ist es auch wirklich interessant. Überall werden Shows gestartet, Licht, Krawall, glänzende Autos und knapp bekleidete Mädels, die im Takt Wippen. Mehr können Sie bei den Absätzen sicherlich auch nicht (mehr). Zumindest nicht abends um sechs Uhr. Interessanterweise sind die ersten drei Hallen vollgestopft mit riesigen Ständen der chinesischen OEMs und großer JVs. Um mal einen Blick auf die mir bekannten Marken zu werfen Wander ich etwas rum. Na klar, die großen Deutschen sind auch im Erdgeschoss. Aber wo...

Erst auf der zweiten Ebene finde ich dann die Amerikaner, Japaner und Franzosen dieser Welt. Aha, da hat sich hier schon offiziell jemand geschlagen gegeben.

Was ist das? Weltmeister? Das ist ein neuer OEM. Genau der, den ich am Anfang erklärt habe. 2012 eingetragen, 2015 gestartet und 2018 wollen sie ein Elektro SUV auf dem Markt haben. Das Projektmanagement würde ich gern sehen. Da können wir was lernen. Vermutlich auf beiden Seiten. :-)

Hui, ein chinesischer OEM bringt eine Luxusmarke raus, ein anderer entwickelt schon eine eigene Marke in Europa. Hier ist was los. Die Koreaner und Japaner schauen etwas gequält aus der Wäsche, wenn sie sich das anschauen. Die Chinesen mögen immer noch die europäischen Marken, aber ihre eigenen Autos essen jetzt erstmal den Ostasiaten das Geschäft weg. Ist halt günstiger. Und Nationalstolz gehört natürlich auch mit dazu.

Ich bin gespannt, wie das ganze hier weitergeht. Es ist auf jedenfall einer der spannendsten Märkte, in dem man sich bewegen kann. Und wer weiß, vielleicht steht auf der IAA bald ein chinesisches E-Auto und erregt mehr Aufmerksamkeit als der Golf nebenan. Wundern würde es mich nicht.

So, ich hab dann jetzt meinen letzen Messetag, schau mich nochmal um, verkaufe unsere Technik und bin sicherlich froh, wenn ich die Füße heute Abend hochlegen kann. Morgen gehts dann wieder  straff weiter auf Arbeit. Schließlich gibt's es hier einiges zu tun...