M - nix mit Argentino...

04Nov2016

Da ist der Tango ins Wasser gefallen. Aber nicht wegen Regen, sondern wegen Kopfschmerzen, Husten, Heisserkeit... und nein, wir hatten nix von Ratio.harm. :-)

Was damit aus unserem Abend geworden ist schnell erzählt, ich bin um 19:45 ins Bett und am nächsten Morgen kommt noch Schnupfen und Ohrenschmerzen dazu. Ok, das wird nix. Ich muss zum Arzt...

Eigentlich keine schlechte Quote, schon über ein Jahr in Shanghai und noch nie beim Arzt gewesen. Auf der anderen Seite ist es gleich wieder spannend wie das wohl sein wird.

Also Mütze auf, Schal um und Taxi gerufen. Zum United Family solls gehen, das hatten uns Freunde hier empfohlen. A war ja schonmal da, und es hat ja alles Easy geklappt. 

Auf halben Weg steht der Taxifahrer an einer Kreuzung, will links abbiegen und brabbelt irgendwas schulterzuckend vor sich hin. Ich schau uns Eck, ah ok, Einbahnstrasse. Wo lang fragt er. Hm... Wer ist denn nun der Taxifahrer? Ich muss da rüber? Er schüttelt den Kopf, ich schüttel ihn auch. Also den Kopf. Ich Schnapp mir Herrn Apfel und bitte ihn uns zu führen. Widerwillig hält sich der Taxifahrer an meine Anweisungen und da sind wir auch schon. Beim bezahlen erklärt er mir noch, das er kein kleines Wechselgeld hat. So gabs dann auch noch 18% Trinkgeld für seine herausragenden Strassenkenntnisse. Läuft... ;-)

Rein ins Krankenhaus, aber irgendwie den Hintereingang erwischt. Kein Problem, ich werde zielsicher zur Rezeption geleitet. Zuerst registrieren, Pass, Versichertenkarte. Die Dame ist ungewohnt freundlich. Ich frage mich allerdings auch, ob mein deutsches "normal" objektiv eher unten oder oben auf der Freundlichkeitsskala ist. Jetzt ist es subjektiv weit nach unten gerutscht.

Die Dame erzählt mir dannnoch freundlich, dass ich einen "Women Doctor" bekomme. Einen Frauenarzt? Ich schau verwirrt, sie auch. Dann schüttelt sue den Kopf und sagt: "I mean Western Doctor". Achso, einen westlichen Arzt, keine traditionelle chinesische Medizin, ja passt. :-)

Kurz hinsetzen, kaum den Sessel angewärmt, bekomm ich nen "Patientenpass" mit Strichcode und ab geht's in die zweite Etage. 1 Minute im Wartezimmer schon kommen zwei Mädels und bringen mich zum "zählen, messen, wiegen".

Wieder im Wartezimmer angekommen greift mich schon ein mittfünfziger Herr amerikanischen Ursprungs im Arztkittel ab. Untersucht, etwas gesprochen und Zack - Erkältung diagnostiziert. Nix mit den Ohren, es strahlt vom Hals aus... Gut. Mit ner Erkältung komm ich zurecht. 

Er drück mir das Rezept in die Hand, verabschiedet mich freundlich und ich mach wieder runter zum EG, wo ich in der Apotheke das Rezept abgebe und während die Mädels die Pillen zusammensuchen die Rechnung für die Versicherung unterschreibe. 1000RMB, 150Euro net schlecht für ne Erkältubgsdiagnose. Als ich mich wieder rumdrehe, seh ich vor Tablettenstapel die Apothekerin kaum. Ibuprophen und Halstabletten. Je drei Wochenpackungen. Damit komm ich gleich durch die nächsten zwei Halsschmerzen. Macht 50 Euro pro Erkältung. Das wiederum geht, oder? Ich habe kein Gefühl für düse Kosten. Dem Deutschen Krankenversicherungssystem sei Dank. :-)

Die Medikamente werden mir 10 Minuten genauestens erklärt, mit Einnahme, Nebenwirkungen und was tun bei Nebenwirkungen. Und ich dachte ich weiß schon alles über Ibuprophen und Halstabletten. Ganz nebenbei wird das Paket dann in eine Tüte gepackt, mir ein schöner Tag gewünscht und mit nem Zwinkern erklärt, das heute die Sonne scheint und ich doch noch etwas draußen Laufen sollte. Tut gut.

Gesagt, Getan. 30 Minuten zur nächsten U-Bahnstation gestiefelt, die Sonne und die (nicht ganz so frische) Luft genossen. Dabei bin ich durch eine Gegebd gekommen, in der ein Luxuscompound am anderen ist. Alle mit hohen Mauern und schicken Häusern dahinter. Namen wie "Garden Village", "Luxury View" und "Sandelwood Residences" stehen vorn an dicken Eisentoren. Runderherum ist nix, keine Restaurants, keine U-Bahnstation und keine Mall. Dafür ein kleiner Park, der kaum mit den Anlagen in den Compounds mithalten kann. Krass. Hier wohnen also die besser gestellten Chinesen. Aus meiner Sicht, nicht so erstrebenswert. Ich würde mich immer Fragen, ob die dicken Mauern Schutz oder Gefängnis sind...

Zuhause dann auf die Couch, ausgeruht, viel getrunken und den neuen Fitzek gelesen. Empfehlenswert. Zum Abendbrot eine knallheiße, scharfe Hühner-Pho (vietnamesische Suppe) gegessen und den Rest im Hals betäubt, den die Tabletten nicht erwischt haben. War zwar nix mit Tango, aber zum Glück  geht's schon wieder besser. Und Wochende steht auch vor der Tür...