M - Ich bin fürs Rollen...

19April2016

Tja G, jetzt hab ich dir vermutlich einen Wurm ins Ohr gepflanzt. Für alle die es nicht kennen. Clueso hat ein Lied übers Rollen geschrieben. Und das ist mir heute ein paar mal durch den Kopf gegangen als wir in der French Concession unterwegs waren.

Aber wieder der Reihe nach. Nach der Arbeit haben wir unser nächstes KuaiDi abgeholt. KuaiDi heißt Express und ist auch der Begriff für ein Paket oder eine Sendung. Allerdings sagt man auch im Restaurant "KuaiDi KuaiDi KuaiDi!!!" Wenn es schnell gehen soll. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann sind es diesmal sogar die selben Zeichen. Nicht nur die selben Wörter mit der selben Betonung. :-)

In A´s KuaiDi waren Ohrringe drin. Von TaoBao. Die Lieferung hatte sich deutlich verspätet und A hat schon immer nach dem KuaiDi gefragt. MeiYou... Heute hat es dann endlich geklappt und A erstrahlt mit tollem neuem Glitzerschmuck am Ohr. 

Um den auch gleich mal richtig auszuführen, und weil wir natürlich keine Früchte und Brötchen mehr haben ist es dann heute endlich soweit. Helme auf, runter in dem Keller, und ab die Post mit dem Roller in die französische Konzession. Auf der Hauptstraße ist mir noch etwas mulmig und ich merke deutlich dass wir jetzt zu zweit auf dem Roller sind. Er ist nicht mehr ganz so spritzig... Die Bremsen reagieren auch etwas schwerfälliger, aber prinzipiell ganz OK. Wir müssen ja auch nicht rasen... Als wir dann endlich von der Hauptstraße runter sind will ich mich gerade entspannen, da entdecke ich eine neue Gefahr im Straßenverkehr. Die war mir noch gar nicht bewusst. Alles was hier nicht Auto ist, hat kein Licht. Vermutlich sparen die Strom an der Batterie um weiter mit dem Moped zu kommen, oder die Birne ist kaputt, aber ich bin der einzige mit Licht. Die anderen sind dadurch gar nicht so einfach zu erkennen. Zum Glück gewöhnt man sich auch daran recht schnell und passt einfach noch genauer auf. Nach nicht mal 10 Minuten sind wir am Baker & Spice. Das hätte uns sonst 40 Minuten gekostet. Brötchen gekauft, und gleich noch ein Sandwich und eine Suppe bestellt. A hat gar nicht so genau gelesen, der Fahrtwind war halt trotz 23 Grad draußen eher frisch und so müsste es was warmes sein. Ich nehm ein Sandwich mit Kürbis statt Filetstreifen drauf. Das ist vielleicht mal lecker.

Während wir so auf As Suppe warten fragt sie plötzlich: Was sind eigentlich "Lentils". Ich hab keine Ahnung... Am besten das Goo... Äh Yahooen wir mal... Ich muss lachen. Linsen. A hat eine Linsensuppe bestellt. Und das obwohl sie gar keine Linsen mag. Wir haben dann die Schmach, vorbildlich Verheiratete wie wir sind, gemeinsam ausgelöffelt. Jeder hat ein halbes Sandwich und ne halbe Linsensuppe bekommen. Und die Suppe war gar nicht so schlimm. Danach schnappen wir uns unsere 10 Brötchen (der Verkäuferin sind fast die Augen bei der Bestellung rausgefallen) und machen uns auf dem Weg zum Obstlädla...

Jetzt ist viel weniger los. Wir können sehr entspannt die WuKang Lu entlang, bis wieder irgendeiner das Einparken verhaut und sich alles hinter ihm für 4 Minuten staut. Ja, in China lernt man Geduld. Auch beim Rollerfahren. Der Verkäufer im Obstlädla grinst uns an, als er uns mit Sack und Pack und Helm ankommen und dann absteigen sieht. "Hen Hao" sachter. Ja, das Moped ist toll... Und ich weiß schon, nachdem wir den Mixer gekauft haben ist es auch toll, wenn wir bei dir vorbeikommen. :-P

Wir zeigen wild in der Gegend rum um auf Früchte zu deuten, ich nehm mir schon wieder vor mehr Früchte auf Chinesisch zu lernen und wir probieren wieder was Neues aus. Das letzte mal haben wir die "hässlichen Orangen" probiert. DIe sehen total S***ße aus. DIe würde nie jemand in Deutschland kaufen. Total schrumpelig und Beulig und einfach hässlich. Der Geschmack ist dafür grandios. Und vor allem lässt sich die schrumpfige Schale total einfach ablösen. Haben wir diesmal ein paar mehr mitgenommen. Nach dem ganzen gezeigte haben wir wieder einen wahnsinns Berg an Obst. Hoffentlich bekommen wir das bis zum nächsten Deutschlandaufenthalt noch weg...

Dann geht's auf nach Hause. Noch weniger los... Wir "rollen" einfach so dahin, bis wir wieder auf der Haupstrasse sind. Aber jetzt ist auch hier sehr wenig los. Ich hab leider kein Zeitgefühl, aber es fühlt sich total spät an. Kurz vor zuhause muss ich die Straßenseite wechseln. Eine Fußgängerampel springt gerade auf grün, ich fahr drüber und die letzten 20 m auf dem Gehweg. Und dann wird mir bewusst, dass ich mich als Fußgänger immer aufreg, wenn mir einer mit so nem Ding entgegenkommt. Und jetzt? Es war der einfachste und beste Weg. Also nehm ich den auch. Schließlich machen die anderen das auch. Und wieder werden wir ein bisschen mehr chinesisch.

Zeitcheck als wir zuhause ankommen: Was??? 20:20? Quatsch? Selbst ohne Essen zwischendrin hätte diese Runde zu Fuß locker bis 21:30 gedauert. Mit U-Bahnunterstützung bis locker bis 21:00. Der Roller holt echt Zeit raus. Da kann ich gleich noch einen Blogeintrag schreiben: "Ich bin fürs Rollen..."