M - Gathering Clouds - Die Milonga

11Aug2016

Vor eingen Wochen haben wir ja festgestellt, dass im Gathering Clouds mittwoch abends eine Milonga stattfindet.

Wenn wir doch schonmal eine Tangoveranstaltung bei uns um die Ecke haben, dann sollten wir die auch nutzen. Oder? Heute war es dann soweit. Mal rechtzeitig aus der Arbeit raus, heimfahren, umziehen weil alles irgendwie klebt und auf zum G-Art.

Logisch: Erstmal was essen. Mit leeren Magen tanzt es sich nicht so gut, und wir können ja unseren Restaurantführer hier nicht vernahclässigen. Wir hatten schon öfter das "NordicSea" ins Auge gefasst. Schon alleine weil es etwas an die "Nordsee" erinnert hat. Aber auch weil das Konzept eines skandinavischen Restaurants mit gutem Fisch uns bisher eher selten bis gar nicht in Shanghai begegnet ist. Trotz der ganzen Schweden, die sich in Schanghai aufhalten.

Wir waren die an diesem Abend einzigen Gäste, und wirklich überzeugt wurden wir leider nicht. Die Fleischbällchen haben wir mal links liegen gelassen und lieber Fisch bestellt. Der Lachs kam allerdings etwas zu saftig, ja fast als Sashimi (also roh) auf den Tisch. Wir sind hier sehr vorsichtig mit rohem Fisch in Restaurants, die kein Sushi anbieten. Deshalb haben wir die sehr nette Bedienung mal lieber gefragt, ob sie den nicht nochmal kurz 3 Minuten in den Ofen schieben kann. Well done wäre uns hier einfach lieber. Sie ist gleich etwas aufgeregt, aber nimmt ihn wieder mit und wir essen derweilen das gebratene Gemüse. Dieses ist offengestanden auch eher untere Mittelklasse. Ein gutes Restaurant erkennt man ja bekanntlich am Gemüse, Fleisch braten können viele. Gemüse auf den Punkt genau bringen und dabei den Geschmack behalten, das ist eher die Kunst beim Kochen.

Nach 30 (!) Minten kommt die Bedienung wieder und entschuldigt sich erstmal, dass es so lange gedauert hat. Wir haben nebenbei das Spektakel in der Küche beobachtet. Bedienung, Koch und Küchenhilfe diskutieren. Ofen auf, Fisch rein, Ofen an, Ofen aus, geguggt, Fisch raus, Ofen aus, Fisch wieder rein... Ja, es hat zu lange gedauert. Und unsere Kartoffeln sind auch noch vom Teller verschwunden. Wirklich Schade. Jetzt hätten wir fast ein gutes Fischrestaurant gefunden. So ist es halt nur irgendein Restaurant. Darüber konnte auch leider nicht der sehr leckere Schokokuchen hinwegtäuschen, den wir aufgrund der Wartezeit kostenlos bekommen haben.

Als wir dann nach knapp 1,5 Stunden endlich im Gathering Clouds ankommen ist es dort sehr voll und die Milonga im vollen Gange. Klassischer Tango wechselt sich mit klassichem Valz und klassischer Milonga. Es bleibt dabei, für unseren Electrotango und Tango Noevo scheint wenig Bedarf in Shanghai vorhanden zu sein. Aber wir geben nicht auf... Im gathering Clouds schauen wir uns jetzt aber erstmal um.



OK, drei Westler. A, Ich und ein Spanier. Der Rest alles Chinesen/innen und alle schick angezogen mit recht guten Tangoskills. Sieht nach einer Tanzschule aus. Haltung und Führung sind nahezu identisch zwischen den einzelnen Pärchen. Es macht Spaß zuzuschauen, das vertraute Geräusch von Tanzschuhen auf dem Boden zu hören und dabei einen frischen O-Saft zu schlürfen.
Nach ein paar Gesprächen mit den Veranstaltern bekommen wir raus, warum heute so viel los ist. Es sind koreanische Gäste da. Um genauzusein der weltbekannte Korenaische Tango DJ Alex. Hm... Ich kenn so einige Alexes, aber der weltbekannte Tango - DJ Alex ist mir noch nicht zu Ohren gekommen. Naja, von hier aus gesehen kommen wir ja auch vom anderen Ende der Welt. DJ Alex hat auch noch seine Freunde aus Korea mitgebracht und macht heute mal die Musik. Und am Samstag spielt er auf der großen Milonga am Bund. Ah cool. Er hat eine gute Musikauswahl und wir finden langsam über einige Tangos wieder rein. Trotzdem hab ich wohl im letzten Jahr so einiges vergessen. :-(

DJ Alex hat auch drei Freunde mitgebracht. Einen Tänzer und zwei Mädels. Die beiden Mädels sind beide exact 1,78m groß, sehen nahezu identisch aus und haben eine etwas zu schmale Nase, etwas zu volle Lippen, etwas zu hohe Wangenknochen. Sehr hübsch, aber irgendwie... Warum so gleich? 

Von einem koreanischen Kollegen haben wir vor kurzem erfahren, das er die Frauen aus Shanghai toll findet. Weil sie so unterschiedlich sind. Nicht so gleich wie in Korea. So langsam dämmert uns was er damit meint. Es scheint wohl recht verbreitet zu sein sich in Richtung Schönheitsideal zu operieren. Da kommen dann halt meist die gleichen Sachen raus. Nachdem wir die beiden gesehen haben können wir ihn zumindest verstehen.

Der Umstand ändert aber nichts daran, dass die Mädels hier bei der Milonga abgehen wie warme Semmeln. Jeder möchte Sie betanzen, alle reißen sich drum und Sie sitzen eigentlich nie rum. Nur ich trinke ganz entspannt meinen O-Saft und dreh meine Runden mit A. Deswegen sind wir ja hier... :-)

Gegen 22:30 ist eine Lotterie angesagt. Hier auch "Lucky Draw" genannt. Wie heben die Nummern 29 und 30 und es gibt Hongjiu zu gewinnen. Ich hätte es mit Rotwein übersetzt. Auch wenn die Flaschen klare transparente Flüssigkeit beinhalten und eher nach Vodka aussehen. Nachdem wir allerdings nix gewonnen und kein Küsschen von den "koreanischen fast Zwillingen" bekommen haben, stellen wir fest, dass jetzt trotzdem ein Großteil der Jungs und Mädels aufbricht. Ah ja... Wie beim Annual Dinner... Nach dem Lucky Draw gehen alle heim. Schliesslich gibts jetzt nichts mehr zu gewinnen. Auch kein Küsschen von der großen, schönen Koreanerin. 

Wir stehen noch etwas na der Bar und sprechen ein bisschen mit der Betrieberin. Sie heist "LAN". Hm... Dann ist die Veranstaltung am Samstag wohl eine LAN - Party... :-)

Als wir uns gegen 11 Uhr auf den Heimweg machen, haben wir trotzdem über 10 Tangos getanzt, einen neuen Tango Wechat Kontakt und sind uns einig: Gathering Clouds Milonga? Jop, ist gut, da gehen wir in den nächsten Wochen wieder mal hin...