A - vorBILDlicher Kochkurs

29Mai2016

Heute hab ich auf meinem langen Weg zur perfekten Haus- und Ehefrau einen neuen Meilenstein absolviert. Einen Kochkurs.

 

Auf dem Programm standen halbmondförmige Dumplings und Liebes-Vogel-förmige Dumplings. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir nur unter einer der beiden Formen überhaupt etwas vorstellen konnte, lief es erstaunlich gut. Also zumindest als wir endlich das Kochstudio gefunden haben…

 

Zum Glück hatte ich meine Urlaubsbekanntschaft aus Myanmar dabei, eine Fränkin, die seit 3 Jahren in Shanghai lebt. Sie konnte dann auch die diversen Ureinwohner des zu gewucherten Hinterhofs fragen, wo man denn hier für Geld Dumplings kochen darf J Der alte Mann stand nur wiederwillig von seinem (gefühlt) 50 Jahre alten Sessel auf, aber als er uns 3 Laowai Frauen genauer betrachtet hatte wurde er doch noch richtig freundlich und erklärte uns sehr ausführlich, dass wir ein Haus weiter müssen. Es zahlt sich einfach immer aus eine 1.80m große Blondine dabei zu haben. Außer halt wenn man nicht viel Zeit für extra Fotostopps hat ;-)

 

 

 

Jedenfalls haben wir dann 50m weiter den richtigen Hinterhof gefunden. Nur leider hat uns eine ziemlich stämmige Amerikanerin erstmal den Weg versperrt. Ob wir denn auch zur Disney Gruppe gehören, wollte sie wissen. Zum Glück haben wir unsere Arielle Fischschwänze heute zuhause gelassen, und so gingen wir mit einem fränkisch freundlichen „No“ an ihr vorbei. Das Ziel immer vor Augen schnappen wir uns schnell ne Papier-Kochmütze und Schürzte und stellten uns fertig verkleidet an den langen Metalltisch.

 

Als Deutsche hat man ja manchmal so komische Erwartungen, dass wenn der Kurs 13Uhr startet und um 13.05Uhr alle da sind, dann koennte man ja starten.

 

Aber hier wurde erstmal wieder meine interkulturelle Kompetenz strapaziert. Diesmal nicht mit Chinesischen Eigenarten. Nein, es waren die 20 Amerikanerinnen, die in den ersten 10 Minuten nach (theoretischem) Kursbeginn erstmal non-stop Selfies von sich machten. Mit Kollegin und Papiermütze, ohne Kollegin. Mit vielen Kolleginnen in Schürze…

 

Ich wollte gerade Bon-App öffnen um nach einem Restaurant in der Nähe zu schauen (schließlich kann man ja nicht mit leerem Magen nach Hause von einem Kochkurs), als sich schließlich die Türfrau nochmal zu Wort meldete. Gott sei Dank spricht sie jetzt mal ein Machtwort, dachte ich mir. Aber nein, wir 3 und einige Französinnen wurden nochmal gefragt ob wir wohl auch zur Disney Gruppe gehörten…. NoooOhh! Aber die Disney-Gruppe habe doch eine Privatstunde gebucht. Aha, die Selfie-Zombies wollten unter sich sein. Nur blöd dass wir auch eine Anmeldebestätigung bekommen haben, die ich der Türsteherin natürlich noch vorzeigen musste.

 

Der chinesische Kochlehrer fühle sich langsam etwas unwohl in seiner Haut. Er schaute hilflos zu seiner chinesischen Hilfsköchin. Die war eher unbeeindruckt von dem Wortwechsel (war ja auch ganz normal Lautstärke für Chinesen). Sie hat aber immerhin noch eine zweiten Raum auftreiben können, wo die 7 Nicht-Selfieanerinnen dann endlich Dumplings basteln durften. Unsere chinesische Lehrerin konnte zwar kein Wort Englisch, geschweige denn deutsch, aber das Vormachen – Nachmachen Prinzip klapp schließlich zur Not auch auf Suaheli.

 

Auch meine Befürchtung, dass wir die erste von 2 Stunden nur dem fertig gefrohrenen Teigfladen beim Auftauen zuschauen, hat sich nicht bestätigt. Wir können jetzt also komplett aus einigen wenigen Rohstoffen ein paar tolle Dumplings zaubern. Und auch die Liebes-Dumplings wurden uns (im Nachhinein) erklärt. Die 2 verschieden Füllungen bilden dann ein Liebespaar (oder so ähnlich). Das beste war, dass wir hinterher alles allein aufessen konnten. War sehr lecker und fast völlig Selfie-frei.